rumänisch-orthodoxe Kirche

rumänisch-orthodoxe Kirche
rumänisch-orthọdoxe Kirche,
 
die autokephale orthodoxe Kirche Rumäniens; ihr Oberhaupt führt den Titel »Patriarch der rumänisch-orthodoxen Kirche, Metropolit der Ungro-Walachei und Erzbischof von Bukarest«. Sitz des Patriarchen ist Bukarest; liturgische Sprache ist seit 1648 Rumänisch. Neben den 21 Eparchien (Bistümer) in Rumänien bestehen eine Eparchie in den USA (Sitz: Detroit), die Eparchie für Westeuropa (Sitz: Paris) und seit 1994 die Eparchie für Deutschland und Zentraleuropa (Sitz: München). Der Jurisdiktion der rumänisch-orthodoxen Kirche untersteht auch die nach 1945 in Frankreich gegründete »Église Catholique Orthodoxe de France«. Die Zahl der rumänisch-orthodoxen Christen in Rumänien wird seitens der rumänisch-orthodoxen Kirche mit rd. 19,8 Mio. angegeben.
 
Ansätze christlicher Mission sind für Dakien und die Dobrudscha bereits im 2. Jahrhundert zu vermuten; eine zielgerichtete Christianisierung setzte spätestens im 4. Jahrhundert ein. Vom 9. bis 13. Jahrhundert kirchlich unter dem Einfluss Bulgariens, kam es im 14. Jahrhundert mit dem Entstehen der rumänischen Fürstentümer Ungro-Walachei (Muntenien) und Moldau zur Gründung einer rumänischen Kirchenorganisation. Die Hauptstädte (Curtea de Argeş, Suceava) wurden Sitze orthodoxer Metropoliten. Beide Metropolien unterstanden der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen. In Siebenbürgen war (in Peri) schon 1391 ein Exarchat des Ökumenischen Patriarchats entstanden, doch hatte die orthodoxe Kirche stets gegen katholische Einflüsse der ungarischen und polnischen Feudalherren zu kämpfen, denn auch der Toleranzbeschluss von 1572 sicherte in Siebenbürgen nur Katholiken, Lutheranern, Kalvinisten und Unitariern Religionsfreiheit zu, den Orthodoxen allein Duldung. Ein erheblicher Teil von ihnen nahm daher 1698 die Union mit Rom an. Nach der Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei (1859) kam es auch zur kirchlichen Einigung; 1865 nahm der Metropolit von Bukarest den Titel eines Primas von Rumänien an und rief die Autokephalie aus, die 1885 vom Ökumenischen Patriarchat anerkannt wurde. Die in Österreich-Ungarn lebenden orthodoxen Rumänen unterstanden weiterhin eigenen Metropolien. Ihre organisatorische Form als einheitliche orthodoxe Landeskirche aller Rumänen erhielt die rumänisch-orthodoxe Kirche nach der Eingliederung Siebenbürgens in den rumänischen Staat (1918). Im Jahr 1925 erfolgte ihre Erhebung zum Patriarchat. Oberhaupt der rumänisch-orthodoxen Kirche ist seit 1986 Teoctist (Arăpaşu, * 1914). Nach dem Sturz Ceauşescus (1989) trat Patriarch Teoctist, dem, wie einem großen Teil des Episkopats, u. a. Kollaboration mit dem kommunistischen Regime vorgeworfen wurde, von seinem Amt zurück, wurde jedoch durch den Heiligen Synod im April 1990 wieder in dieses eingesetzt. Die Beziehungen der rumänisch-orthodoxen Kirche zum Moskauer Patriarchat sind seit 1992 durch die Wiedererrichtung der »Metropolie Bessarabien« schweren Belastungen ausgesetzt.
 
 
Die rumän. orth. Kirche in der Vergangenheit u. heute, übers. v. F. J. Bulhardt (a. d. Rumän., Bukarest 1979);
 
Rumänien. Die Situation der kath. Kirche im Kontext von Gesch. u. aktueller Politik, bearb. v. H. Janas (1991).

Universal-Lexikon. 2012.

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